KONZERT am 21.08.2011 - Das Frank-Muschalle-Trio spielte am Sonntagmorgen in der Neckarburg in Neckartenzlingen. Seit über zehn Jahren besteht die Combo aus Münster

Ultrascharfer Boogie Woogie

 NECKARTENZLINGEN. Boogie Woogie kämpft seit jeher mit dem Image, etwas angestaubt zu sein. Musik für ältere Semester eben. Dass dem keineswegs so ist, erfuhren knapp 100 Besucher beim sonntäglichen Konzert des Frank-Muschalle-Trios im vollbesetzten Innenhof der Neckarburg in Neckartenzlingen

Sänger und Drummer Dirk Engelmeyer beim Auftritt in der Neckarburg. FOTO: JÜSP

Die dreiköpfige Combo um den Münsteraner Pianisten Frank Muschalle braut bei ihrem zweistündigen Auftritt einen heißen Mix aus Boogie Woogie, Swingin' Blues und leicht jazzangehauchten Songs zusammen und mischt darin alles, was dem Blues hoch und heilig ist.

Inspirationsquellen sprudeln ohne Ende vom urwüchsigen Jerry Lee Lewis (»Torpedo Blues«) über den unvergesslichen Lloyd Glen (»Black Fantasy« und »Blues Hangover«) bis zu Lucky Millinders »Big fat Mama«. Neben dem moderierenden und Piano spielenden Bandleader Frank Muschalle komplettieren Kontrabassist Mathias Glüter und der singende Drummer Dirk Engelmeyer das seit über zehn Jahren bestehende Trio.

Das hat sich nicht darauf festgelegt, eine Tradition zu pflegen, sondern einen wahren Mythos zu leben - den des schwülheißen Blues und des ultrascharfen Boogie Woogie. Flott geht's zu auf der Neckarburg-Bühne und das Publikum lässt sich allzu gerne von dieser charmanten Mischung mitreißen. Die schnelleren Stücke in bester Axel-Zwingenberger-Manier, zwischen zwei und vier Minuten lang. Das Klavierspiel pointiert, keine Frage. Besonders hervorzuheben ist der Gesang von Drummer Dirk Engelmeyer: klar, deutlich, nuancenreich ist seine Stimme, selbst wenn er wie in »Cindy Lou« ohne Mikrofon singt.

Lauschiges Ambiente

Die Drei haben Musik im Blut, den Schalk im Nacken und verstehen es, das Publikum aus der Reserve zu locken. Selbst bei den langsameren Bluesballaden und bei den akustisch vorgetragenen Stücken gehen die Besucher begeistert mit. Natürlich liegt die gute Stimmung auch am lauschigen Ambiente im Innenhof der Neckarburg, die einen perfekten Rahmen für geselliges Beisammensein abgibt. Jedenfalls gerät dieser schwül-heiße Sonntagvormittag zu einem stimmungsvollen und abwechslungsreichen Boogie-Woogie-Potpourrie.

Da knurrt der Kontrabass, da groovt das Schlagzeug, da scharwenzelt das Piano, da gibt es den »Neckartenzlinger Blues« noch obendrauf. Mitunter ein wenig grobschlächtig, aber immer höchst charmant. Die Distanz vom Mississippi-Delta bis ins Neckartal gerät beim Frank-Muschalle-Trio zu einem überschaubaren Katzensprung. (jüsp)


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